Vorbereitungsdienst an Schwerpunktschulen

Grundlagen für den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Förderschulen: Einsatz in der Schwerpunktschule

1. Rechtliche Grundlage und Zielsetzungen

Mit der Ausweitung des Vorbereitungsdienstes an Sek. I Schulen über die bisher bereits erfolgte Ausbildung an Schwerpunktgrundschulen hinaus soll dem zunehmenden Einsatz von Förderschullehrerinnen und –lehrern an Schwerpunktschulen bzw. in inklusiver Förderung Rechnung getragen werden.

LVO §9 Abs. (3): „Der Vorbereitungsdienst wird an einem Studienseminar für das Lehramt an Grundschulen, an Realschulen plus, an Gymnasien, an berufsbildenden Schulen oder an Förderschulen und an Ausbildungsschulen, an denen der Bildungsgang vertreten ist, der dem jeweiligen Lehramt entspricht, abgeleistet. An Ausbildungsschulen für das Lehramt an Förderschulen soll der jeweilige Schwerpunkt sonderpädagogischer Förderung vertreten sein.“

2. Organisatorische Vorüberlegungen, Ausbildungsmodell und einsatzbezogene Empfehlungen

Grundsätze für die Wahl der Schwerpunktschulen als Ausbildungsschulen im Förderschwerpunkt Lernen bilden vorrangig

• der repräsentativ hohe Anteil der I-Schüler mit Förderbedarf Lernen,

• die räumliche Nähe der Stammschule und der betreffenden Schwerpunktschule,

• die institutionelle Integrationserfahrung der betreffenden Schwerpunktschule,

• die aktuelle personelle Versorgung und mögliche Ausbildungsbegleitung an der betreffenden Schwerpunktschule.

Die FÖLAA nehmen im Vorbereitungsdienst an Seminarveranstaltungen des Berufspraktischen Seminars und an Seminaren für Schwerpunkte sonderpädagogischer Förderung in zwei Fachrichtungen teil. Dabei werden sie im Rahmen der Fachdidaktik in den Kernfächern Deutsch und Mathematik besonders intensiv darauf vorbereitet, in ihrem unterrichtlichen Einsatz individuell-spezifische Lernvoraussetzungen und mögliche Lernschwächen und –probleme von Schülerinnen und Schülern zu erkennen und förderdiagnostisch geleitete, geeignete und wirksame pädagogische Maßnahmen zu erarbeiten. Um diesen Leitgedanken Rechnung zu tragen, wird der Einsatz der FÖLAA im Eingangsbereich der Schwerpunktgrundschule und dem Orientierungsstufenbereich der Sekundarschule favorisiert.

Im weiteren Unterrichtsfach werden die FÖLAA in der Regel in Fachseminaren gemeinsam mit LAA des Lehramts an Realschulen plus ausgebildet. Mit der gemeinsamen Ausbildung in fachdidaktischen Themen und Inhalten und gemeinsamer Unterrichtsmitschau und –nachbesprechung ist ein fachlicher Austausch intendiert, der die FÖLAA befähigen soll, neben der präventiven und intervenierenden sonderpägogischen Förderung in den Kernfächern Deutsch und Mathematik in einem weiteren Unterrichtsfach fachdidaktische Kompetenzen zu erwerben, die zu einer professionelle Profilierung im Einsatz an der Schwerpunktschule beitragen sollen.

Der Einsatz im jeweiligen Unterrichtsfach orientiert sich an den individuellen Studienvoraussetzungen der FÖLAA sowie den jeweiligen schulischen Gegebenheiten und soll bei Beratungsbedarf in Abstimmung mit dem Studienseminar erfolgen.

Das Ausbildungsgespräch an Schulen und schulische Beurteilungen sollten in gemeinsamer Abstimmung der zuständigen Stammschule und Schwerpunktschule erfolgen.

Modell „Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Förderschulen im Förderschwerpunkt Lernen an Schwerpunktschulen:

In eigenverantwortlichen Unterrichtsstunden (EU) kooperiert der FÖLAA mit der Regelschullehrkraft, bei Hospitation und angeleitetem Unterricht (AU) wird die unterrichtliche Kooperation zwischen FÖLAA und der/dem zuständigen Mentor/in sowie der Regelschullehrkraft realisiert.

Das Modell „Tandemausbildung“

Aufgrund des zeitlich gleichen Ausbildungszeitraums mit dem Staatlichen Studienseminar für das Lehramt an Grundschulen in Neuwied können an einigen Schulen FÖLAA und LAA im Vorbereitungsdienst im „Tandem“ ausgebildet werden.

Eröffnet sich an der gemeinsamen Ausbildungsschule die Möglichkeit des Einsatzes in der gleichen Ausbildungsklasse bzw. Lerngruppe, besteht die Gelegenheit, dass die FÖLAA und LAA sich im Team teaching üben und zahlreiche wertvolle berufsbezogene Erfahrungen in kooperativen Lehrformen gewinnen können. Die damit verbundenen Erwartungen liegen in einem qualitativen Anstieg des gemeinsamen Unterrichts.

Neben dem möglichen Ausbildungsgewinn im Einsatz im gemeinsamem Unterricht erweitern sich mit dem Tandemeinsatz an der gleichen Einsatzschule für die FÖLAA und LAA auch die Optionen, Ausbildungsaufgaben zu verknüpfen und gemeinsame Lernerfahrungen zu spiegeln sowie darüber hinaus erworbene Kompetenzen gemeinsam zu reflektieren.

Vor diesem Hintergrund ist ein gemeinsamer Unterrichtseinsatz der FÖLAA und LAA in, wenn möglich, mindestens zwei Unterrichtsstunden anzustreben.

3. Leitende fachlich-inhaltliche konzeptionelle Strukturen

Ausgehend von grundlegenden Zielen der Lehrerbildung der Europäischen Agentur für Entwicklungen in der sonderpädagogischen Förderung soll im Vorbereitungsdienst die Verbindung von Einstellungen, Wissen und Handeln hergestellt werden.

• Die Beratungskompetenz ? Unterrichten/Arbeiten in multiprofessionellen
  Teams

• Die Kooperationskompetenz ? Unterrichten/Koordination von Diagnostik und
  entsprechenden abgeleiteten Fördermaßnah-
  men an unterschiedlichen Förderorten

• Die Kommunikationskompetenz ? Unterrichten/kollegialer und interdisziplinärer
  Fachaustausch

bilden zu vermittelnde Schlüsselkompetenzen in einem veränderten professionellen Selbstverständnis der Förderschullehrkraft in der sonderpädagogischen Förderung.

Aufgabenstellungen für den FÖLAA bedingen sich im Wesentlichen durch

• die Heterogenität der Lerngruppe mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen

• daraus resultierende Aufgabendifferenzierungen für leistungsstärkere und leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler

• gemeinsamen Unterricht im Team teaching mit Regelschullehrkräften und Umsetzung kooperativer Lern- und Unterrichtsformen

• kontinuierliche Lernprozessbegleitung und Lernberatung.

Daher müssen zwischen der Regelschullehrkraft und dem/der Förderschullehramtsanwärter/in notwendige Absprachen getroffen werden im Hinblick auf:

• Unterrichtsinhalte

• Unterrichtsorganisation

• Unterrichtsformen

• Übernahme der unterschiedlichen Rollen innerhalb der einzelnen Unterrichtsphasen

• die gemeinsame Aufgabenverteilung

• eine gemeinsame Erziehungshaltung

Goldene Regeln für den inklusiven Unterricht:

Alle Schüler arbeiten in der Regel an einem Lerninhalt!

Zieldifferentes Arbeiten ist unumgänglich!

Gemeinsamer Unterricht findet – bis auf notwendige unterrichtliche Einzelphasen - im

Klassenverband statt!

Die kooperierenden Lehrkräfte sind für alle Schüler/innen zuständig!

Konzept Tandemausbildung