Unser Fachleiter Torsten Kühn-Schad hat das Ziel erreicht und folgenden Bericht geschrieben:
Nach 252 Stunden, 31 Minuten und 2 Sekunden konnte ich mir Ende August meinen großen Lebenstraum von einem Finish über die zehnfache Ironmandistanz von 38 km Schwimmen, 1.800 km Radfahren und 422 km Laufen erfüllen. 10,5 Tage in Sportklamotten, mit einer Startnummer umgebunden und einer Transponder-Fußfessel.
Im Grunde hat – gemessen an dem, was alles passieren kann – alles hervorragend funktioniert. Das Schwimmen konnte ich nahezu ohne Übelkeit hinter mich bringen. Der Umgang mit der Kälte gelang einmal dadurch, dass die Veranstalter das Wasser mit einer Pellet-Heizung zusätzlich erwärmt haben. Zum anderen durch das Verlassen des Wassers (dreimal, glaube ich) für eine heiße Dusche im Neo bzw. indem wir warmes Wasser in meinen Neo gekippt haben. Zum ersten mal habe ich halluziniert im Wasser und wäre beinahe während des Schwimmens eingeschlafen. Ab Schwimmkilometer 30 habe ich Schmerzen in der rechten Schulter bekommen, die mir im weiteren Verlauf noch zu schaffen machen sollten.
Nach dem Schwimmen habe ich mich zunächst gestärkt und mich dann in Ruhe fürs Radfahren fertig gemacht. Bereits nach nur 50 km merkte ich aber die durchgefahrene Nacht und machte ein Nickerchen auf der Isomatte von einer Stunde. Dann gings weiter in die zweite Nacht. Schlaf im Zelt von 4 bis 5 Uhr. Die 4,5 Tage auf dem Rad waren für mich v.a. von wenig Schlaf geprägt. In der letzten Nacht auf dem Rad (von Montag auf Dienstag) wollte ich nochmal durchfahren, denn nachts war es auf dem Rundkurs entlang des Rheins immer windstill – anders als tagsüber. Gegen 05.30 Uhr morgens habe ich aber kapituliert und 2 Stunden geschlafen.
Während der letzten 600 km auf dem Rad hat mir vor allem meine vom Schwimmen entzündete Schulter zu schaffen gemacht. Mit Beendigung des Radfahrens am Dienstag Nachmittag hatte ich mir vorgenommen, von nun an regelmäßig und mehr zu schlafen. Der Dämmerzustand im Kopf machte mir auf Dauer einfach keine Freude und ich fühlte mich so auch nicht mehr leistungsfähig. Ich war überglücklich, das Radfahren ohne wunden Hintern, ohne taube Finger o.ä. geschafft zu haben. Irgendwie war vieles gut vorbereitet.
Ähnlich wie vom Schwimmen zum Radfahren war auch der Übergang vom Radfahren zum Laufen eigenwillig. Ich habe es als ungewohnt wahrgenommen, eine zum einen große Distanz und zum anderen einen großen Zeitraum vor mir zu haben. Für das Laufen bedeutete das, Dienstag nachmittags auf den 1,25 km langen Rundkurs zu gehen mit dem Wissen, diesen wahrscheinlich erst Sonntag nach 422 km wieder zu verlassen.
Meine Strategie fürs Laufen war es, jeden Tag zwei Marathons zu laufen und dann zu schlafen. So sollte ausreichend Zweit zur Regeneration bleiben und der Körper könnte in einen regelmäßigen Rhythmus kommen. Außerdem wollte ich – trotz Hitze – tagsüber laufen. Sonne macht mir wenig aus. Zu jedem Halbmarathon legte ich die Beine hoch, so dass das Blut zurück konnte. Nach jedem Marathon gab es eine herzhafte Mahlzeit.
Bis zum fünften Marathon am Mittwoch Abend (211 Kilometer) ging das relativ problemlos. Für den 6. und 7. Marathon und erst recht den 8. und 9. musste ich sehr kämpfen. Nachts hatte ich mit Schmerzen in der Hüfte zu tun, der rechte Oberschenkel machte zu und Blasen erschwerten Laufen und Gehen (wenngleich ich insgesamt kaum Probleme mit Blasen hatte). Am Samstag Abend schloss ich um 1 Uhr den 9. Marathon ab, legte mich schlafen bis 5 Uhr, um dann in den letzten Marathon zu starten. Mit dem Ziel vor Augen fiel es mental leichter, körperlich war es mittlerweile sehr anstrengend. Jeder Schritt erforderte den unbedingten Willen, auch den nächsten zu tun und nicht nachzugeben, sich auf eine Bank zu setzen und zu rasten.
Die allerletzten Runden begleitete mich nochmal Triathlon-Urgestein Wolfgang Kulow mit dem Rad, bevor sonntags, pünktlich zur Mittagszeit, das sehr emotionale Finish auf mich wartete. Vor allem die Begegnung mit den anderen Teilnehmern ist immer sehr ergreifend. Über 10 Tage entsteht zu jedem Teilnehmer irgendwie eine Beziehung durch gemeinsame Gespräche auf der langen Strecke, gegenseitige Unterstützung, das Mitfreuen und das Mitleiden. Die letzten Monate des Trainings, der Planungen für die Spendenaktion, der Freistellung von der Schule, der beiden misslungenen 24-Stunden-Schwimmen, der tollen Radfahrt nach Österreich usw. sind nochmal vor meinem Auge abgelaufen. Mit meiner Frau Astrid und meinem besten Freund Jörg Matheis waren zwei der Menschen vor Ort, die mir in meinem Leben am nächsten stehen und die die letzten 4 Tage auf der Laufstrecke mit mir gemeinsam durchfeiern und durchleiden konnten.
Danken möchte ich vor allem…
- dem Land Rheinland-Pfalz für die Freistellung, die mir dies erst ermöglicht hat
- Freunden und Familie, die sich fast 14 Tage lang vor Ort an der Strecke um mich gekümmert und meine Launen ertragen haben
- allen, die zu Hause mitgefiebert haben
- allen Spendern für „Blind sein ist härter“. Es sind über 9.000 Euro für die Andheri Hilfe zusammen gekommen. Großartig!
- meinen Kolleginnen und Kollegen in Schule und Studienseminar, die meine Abwesenheit durch Mehraufwand aufgefangen haben