„Hammer!“, so lautete das knappe, wie auch sehr wertschätzende Fazit von Alexander Veith (Fachleiter Elektrotechnik), der mit seinem Kollegen Sven Olaf Volk (Fachleiter Metalltechnik) die neue Studienseminargruppe des Mainzer Studienseminars für die Berufsbildende Schulen am 07.11.2019 bei einer Stadtrallye zum Thema „Das demokratische Erbe von Mainz“ durch die Landeshauptstadt begleitet hatte.
In der dreistündigen Tour wurde die Gruppe an sechs Orte in Mainz geführt. Im Folgenden referierten Kleingruppen von Anwärterinnen und Anwärtern, um das demokratische Erbe von Mainz zu verdeutlichen.
Dies taten sie durch Geschichten, die zeigen sollten, wie beschwerlich der Weg von Antisemitismus und Mitläufertum zu Toleranz und der heutigen Demokratie war.
Die erste Station war der Anna-Seghers-Platz, ganz in Nähe des Mainzer Hauptbahnhofs gelegen. Seghers ist heute eine der bedeutendsten Töchter der Landeshauptstadt. Trotz des 1928 gewonnen Kleist-Preis für ihr Werk Aufstand der Fischer von St. Barbara wurde die Jüdin und Kommunistin verfolgt und floh ins Exil. Einige Jahre später wurden ihre Bücher vom Naziregime öffentlich verbrannt.
Im Rahmen eines Rollenspiels wurden die Seminarteilnehmerinnen und Teilnehmer willkürlich zu Jägern und Gejagten, analog zu der Thematik, wie sie in Seghers Roman Das Siebte Kreuz beschrieben wird. Hierbei schilderten sie ihre Gefühle emotional in Sätzen wie: „Ich war hilflos und ausgeliefert“ oder andererseits: „Ich war mächtig“.
Auch die zweite Anlaufstelle der Stadtrallye erinnerte an das historischen Erbe der deutschen Vergangenheit. Der „Stolperstein“ (eine im Boden verlegte kleine Gedenktafel) eines der Mitbegründer des heutigen Mainzer Fußballvereins FSV Mainz 05, Eugen Salomon und dessen Familie, zeigt exemplarisch das Schicksal vieler, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden.
Am Platz der Mainzer Republik wurden schauspielerisch die wichtigsten historischen Ereignisse des 18. März 1793 dargeboten. Dies war der Tag, an dem der Präsident des ersten frei gewählten Parlaments auf deutschem Boden nach dem Vorbild der Franzosen die erste, die „Mainzer Republik auf deutschem Boden“ ausrief, welche aber kurz darauf blutig beendet werden sollte.
Der Dalberger Hof, dessen Gebäude im Laufe der Geschichte neben einer Haftanstalt für Gegner des Naziregimes viele weitere Funktionen erfüllte, bildete die vierte Station der Rallye.
Am Gutenbergplatz trafen die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer auf einen bedeutenden Sohn der Stadt – Johannes Gutenberg. Er gilt als Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern und Wegbereiter einer der größten Revolutionen – der Medienrevolution. Seine Erfindung ermöglichte die Informationsgesellschaft, wie wir sie heute kennen.
Der Osteiner Hof bildete die letzte Station. Im Rahmen der Feierlichkeiten zu Hitlers Geburtstag am 20. April 1933 übergab die Stadt Mainz den Osteiner Hof der NSDAP, wodurch es zur Bezeichnung des „Braunes Haus" kam. Durch den Krieg völlig zerstört, wurde das Haus durch die Franzosen wieder aufgebaut. Inzwischen dient der Osteiner Hof als Wohn- und Gewerbequartier. Darüber hinaus hat er aber noch eine wichtige Funktion für die Mainzer Fastnacht: Hier wird alljährlich am 11.11., um 11:11 Uhr vom Balkon des Gebäudes das närrische Grundgesetz verlesen und die närrische Zeit beginnt.
Auch die übrigen Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer teilen die Begeisterung über den gelungenen Tag. Die Veranstaltung sei kurzweilig, informativ, aufklärend, gemeinschaftsfördernd und sinnstiftend gewesen. Und ausnahmslos alle hatten durch kreative Spieleinlagen, gut recherchierte Beiträge und neugierigen Fragen zu diesem denkwürdigen Gruppenerlebnis beigetragen.
(von Marina Weidemaier, Thomas Gambla und Lars Fetzer)