Erkundung der Juniorfirmen bei Boehringer Ingelheim

Die „Juniorfirma“ ist eine fachdidaktische Methode, mit deren Hilfe Auszubildende bzw. Schüler lernen, selbstständig und eigenverantwortlich unter den Bedingungen eines realen Betriebes zu arbeiten. Ziel ist die Entwicklung der Handlungskompetenz. Im Gegensatz zu einem Planspiel, bei dem die Geschäftsprozesse eines Betriebs sowie dessen Beziehungen zur Umwelt (Stichwort: Markt) fiktiv erfahren werden, stellt ein Juniorbetrieb marktfähige Produkte und
Dienstleistungen her, bietet diese an und sorgt für deren erfolgreiche Vermarktung. Der Juniorbetrieb stellt auf das „Learning by Doing“ ab. Die Methode fördert unter anderem fachliche Qualifikationen und Kompetenzen, Kreativität, Eigenverantwortlichkeit, Teamgeist und soziale Kompetenz der Auszubildenden bzw. Schüler.
Soweit die Theorie zum Thema…die vorab aufbereitet und zur Entwicklung von Fragen und zur Vorbereitung der Erkundung genutzt wurde. Am 16.11.2022 folgte dann die Praxis... der Besuch der Referendarsgruppe im Rahmen einer fachdidaktisch übergreifenden Veranstaltung.
Im Rahmen der Erkundung traf die Gruppe mit dem Geschäftsführer des Juniorbetriebs, Herrn Schmitz, dem ehemaligen Geschäftsführer, Herrn Raab, der Betreuerin für die kaufmännische Abteilung, Frau Enders und Vertretern der Auszubildenden (Frau Kirchner, Frau Espenschied, Frau Hottum und Herr Gluth), die aktuell in der Juniorfirma genauer in einer der Abteilungen BIOS (Boehringer Ingelheim Office Support), und BITS (Boehringer Ingelheim Technical Support) beschäftigt sind, zusammen. Zunächst gab es einen allgemeinen Überblick zur Geschäftssituation und den Geschäftsfeldern des Betriebs durch Herrn Schmitz. Danach informierte uns Herr Raab über die vielfältigen Ausbildungsberufe, die Boehringer anbietet. Zum Abschluss gaben die Vertreter der Juniorfirmen einen Überblick über die konkrete Struktur und das Produktportfolio. Danach startete die Erkundung des Büros bzw. der Werkstatt. Dort erhielten die Referendarinnen und Referendare vielfältige Einblicke und Informationen von der Auftragsabwicklung und Steuerung, über die Fertigung der Produkte in der Lehrwerkstatt bis zur Buchung und Auswertung des betrieblichen Erfolgs. Die Werkstatt hatte hier eindeutig die Nase vorn, konnte man doch verschiedene Produkte aus einem drei D-Drucker in Augenschein nehmen. Auch der Maschinenpark und die aktuell zu bearbeitenden Aufträge waren anschaulicher und spannender als die Dienstleistungen der Kaufmänner und Kauffrauen.
Der nächste Part des Besuchs befasste sich mit den Fragen, die zuvor von den Anwärterinnen und Anwärtern gesammelt wurden. Viele waren bereits im Laufe des vormittags geklärt.
Im Gespräch mit den Mitarbeitern und Auszubildenden ging es im Schwerpunkt um die Zielsetzung, die Boehringer mit der Juniorfirma verfolgt. Dabei interessierte z. B. die Kompetenzentwicklung der Auszubildenden, die methodisch-didaktisch Konzeption aber auch Fragen der Kooperation mit den Berufsschulen, die rechtliche Position, den wirtschaftlichen Erfolg oder geplante weitere Schritte. In einem spannenden Dialog konnten die Teilnehmerinnen und die Teilnehmer des Studienseminars interessante Ideen zu Fragen der Personalauswahl oder der Dokumentation der Kompetenzentwicklung (Stichwort: Ausbildungsbericht) einbringen, die von den Gastgebern mit Interesse aufgenommen wurden.
Abschluss des interessanten und in vielfältiger Weise kompetenzerweiternden Vormittags bildete der offene Austausch über die Zukunft der dualen Ausbildung und über die Erwartungen an Lehrerinnen und Lehrer berufsbildender Schulen. Digitalisierung, Fabrik 4.0 und selbstständiges Lernen waren Themenfelder, die aus den unterschiedlichen Perspektiven besprochen wurden. Die Bedeutung der Lernortkooperation wurde nicht nur verbalisiert, sie war an diesem Tag erlebbar.
Indem die Referendarinnen und Referendare eine Erkundung selbstständig vorbereiteten und durchführten, erlebten sie aus eigener Erfahrung die Möglichkeiten und Grenzen der Methode Erkundung. Darüber hinaus hatten Sie die Möglichkeit, sich im Umgang mit Ausbildungspartnern in einer Lernortkooperation zu erproben. Dass dabei persönliche Kontakte nützlich sind, belegte das Engagement von Herrn Fischer, der bei der Organisation und Initiierung tatkräftig mitwirkte und seine Kontakte zu Boehringer Ingelheim einbrachte.
Wer sich noch weiter informieren möchte...ein paar Links:
Prof. Dr. Christoph Dolzanski