

Demokratieerziehung
Demokratieerziehung 4.0 - Ein virtueller Besuch der Gedenkstätte KZ Osthofen
Am 16. Juni 2020 stand ein Besuch der Gedenkstätte KZ Osthofen im Seminarplan des Studienseminars für das Lehramt an Förderschulen Kaiserslautern mit Teildienststelle Wallertheim - lange vor Corona festgelegt. Als der Termin näher rückte wurde irgendwann klar: Dieses Seminar mit einer großen Gruppe Anwärter*innen wird zu diesem Zeitpunkt so nicht stattfinden können.
Aber könnte ein digitales Seminarformat einen Besuch vor Ort ersetzen?
Wäre es möglich, jungen Anwärter*innen die Intentionen eines Gedenkstättenbesuches näher zu bringen, ohne einen solchen Ort bis zu diesem Zeitpunkt selbst betreten zu haben - also ohne unmittelbare Erlebnisse, Erfahrungen und Wahrnehmungen?
Wir nehmen an dieser Stelle vorweg: Einen „analogen“ Besuch der Gedenkstätte KZ Osthofen kann ein virtuelles Seminarformat auf keinen Fall ersetzen.
Es kann aber einen ersten Eindruck vermitteln, der junge angehende Lehrer*innen befähigt, einen Gedenkstättenbesuch mit Schüler*innen zu planen und insbesondere wichtige Schlüsselstellen zu erkennen und in der Folge zu bedenken.
So wurde also die Demokratieerziehung der Gedenkstätte KZ Osthofen in der Zusammenarbeit mit dem Studienseminar für das Lehramt an Förderschulen Kaiserslautern in ein neues Zeitalter überführt. In aller Kürze und unterstützt durch die Offenheit, die Kreativität, die Herzlichkeit, die praktikablen Ideen und die Unterstützung der pädagogischen Abteilung der Gedenkstätte KZ Osthofen entstand ein vielschichtiges Web-Seminar, dass sich sehen lassen kann - das erste in dieser Form für die Gedenkstätte in Osthofen.
Die digitale Pinnwand „Padlet“ führte die Anwärter*innen durch den Tag. Hier waren alle für den Seminartag benötigten Medien, Materialien, Aufträge und Lernaufgaben übersichtlich hinterlegt.
Schnell wurde während des Seminartages zwar auch den Anwärter*innen klar, dass sich durch einen solchen Zugang ein analoger Besuch nicht ersetzen lässt und der Wunsch wurde laut, nach dem Seminar und im privaten Kontext einen Besuch der Gedenkstätte nachzuholen.
Allerdings wurden vor, während und im Nachgang des Seminartages viele fruchtbare Ideen entwickelt, wie digitale Zugänge und Inhalte zur Vor- und Nachbereitung eines Gedenkstättenbesuches sinnstiftend genutzt werden können und diesen bereichern.
Padlet 2 - Gegenstände, die sonst in der Gedenkstätte konkret für den Rundgang zur Verfügung stehen, standen als Bildmaterial bereit und ermöglichten so einen Austausch darüber.
Im Mittelpunkt des Seminars stand neben der digitalen Aufbereitung die konkrete Umsetzung von Demokratieerziehung in der Gedenkstätte KZ Osthofen mit Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf:
Wie muss ein Gedenkstättenbesuch gestaltet werden, um die sinnstiftende Teilhabe von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu ermöglichen?
Mit dieser Frage wurde der Gedanke der Barrierefreiheit im Kontext der Gedenkstättenpädagogik inhaltlicher Kern des Tages. Einen Zugang zur Gedenkstätte für alle Schüler*innen zu arrangieren und dabei die Grenzen eines handlungsorientierten Vorgehens zu bestimmen, wurde zur anspruchsvollen Aufgabe für die angehenden Förderschullehrer*innen, die es in einer sehr lebendigen diskursiven Auseinandersetzung zu lösen galt. Insbesondere die „Übersetzung“ des herkömmlichen Rundgangs in leichte, verständliche Sprache kombiniert mit praktikablen, handlungsorientierten Zugängen galt es zu konzipieren, zu diskutieren und zu hinterfragen.
Virtueller Rundgang des Gedenkstättenteams als Ausgangsbasis und Arbeitsgrundlage
Im Laufe des Tages entstanden u. a. in der Auseinandersetzung über Videokonferenzen in Kleingruppen und im Plenum lernwirksame Arbeitsergebnisse, die zum einen die Anwärter*innen für ihre Praxis mit nach Hause nehmen und zum anderen die Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte in ihr Repertoire zur Begleitung von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufnehmen konnten.
Wir danken den Mitarbeiter*innen des Gedenkstättenteams (Frau Ruppert-Kelly, Frau Hendrich und Frau Dürr) für die tolle und gewinnbringende Zusammenarbeit und darüber hinaus den teilnehmenden Anwärter*innen, für ihre kreative und innovative Mitarbeit.
Neue Termine sind bereits vereinbart, um mit zukünftigen Anwärter*innen an den entstandenen Arbeitsergebnissen anzuknüpfen und weiterzuarbeiten. Wir freuen uns darauf!
Für das Studienseminar für das Lehramt an Förderschulen Kaiserslautern mit Teildienstelle Wallertheim
Bianca Stange & Birgit PoussetKonzept zur Demokratieerziehung am Staatlichen Studienseminar für das Lehramt an Förderschulen Kaiserslautern mit Teildienststelle Wallertheim (27.06.2019)