Die Konkretisierung in Entwicklungsthemen
Die Leitvorstellungen konkretisieren sich in Entwicklungsthemen und werden in verschiedenen Aktivitäten praktisch umgesetzt. Die Entwicklungsthemen bündeln gewissermaßen mehrere Aktivitäten unter einem gemeinsamen Entwicklungsauftrag. Für einen begrenzten Zeitraum bilden sie den Rahmen für einzelne Aktivitäten.
Entwicklungsthema 1: Ausbildung für die Schule von morgen
Die vielfältigen gesellschaftlichen Veränderungen und familiären Ausdifferenzierungsprozesse führen erkennbar zu Veränderungen in der Ausbildungs- und Schullandschaft. Diesen Veränderungsprozessen muss auch in der Ausbildung der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer Rechnung getragen werden, indem sie Niederschlag in der Seminarentwicklung finden. Da zukünftige Referendar-Jahrgänge ihren Dienst verstärkt an Integrierten Gesamtschulen antreten werden, müssen nicht nur die Charakteristika dieser Schulform zukünftig in der Ausbildung präsenter sein, sondern auch die Frage nach dem gymnasialen Profil in Ausbildung und Unterricht muss größere Beachtung finden.
Entwicklungsthema 2: Unterrichten in digitalen Lernumgebungen
Die Digitalisierung ist in der schulischen Bildung auch im Kontext des gesellschaftlichen Diskurses ein aktuelles Thema. Überhöhte Erwartungen und Heilsversprechen einerseits und andererseits die Erfordernis, Referendarinnen und Referendare zu einer Bildung in der digitalen Welt zu befähigen, sind zentrale Gründe für dieses Entwicklungsthema. Die Facetten dieses Themas machen eine Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten wie Erfordernissen der Infrastruktur und mit dem in der aktuellen Diskussion unscharfen Medienbegriff notwendig. Dazu ist der unterrichtspraktische Mehrwert des Digitalen zur Unterstützung und Stärkung des Lernens von Schülerinnen und Schülern zu erfassen und zu gestalten.
Entwicklungsthema 3: Demokratie-Erziehung in Unterricht und Ausbildung
Dieses Entwicklungsthema soll in der doppelten Ausrichtung von Unterricht und Ausbildung Referendarinnen und Referendare befähigen und ermutigen, Kontroversitäten und Komplexitäten unterrichtlich in Planung und Gestaltung anzusteuern und auf diese Weise einen Beitrag zur Demokratie-Erziehung zu leisten. Unterrichtliche Einblicke wie die Gestaltung und Einbindung von Materialien, die Aufbereitung und Ausgestaltung von Lerngegenständen und auch Unterrichtsgespräche zeigen einen zunehmend pragmatischen und eindimensionalen Zugriff: Verzicht auf Kontroversität, Einschleifen von Klischees und Holzschnittartigem, Reduktion des Komplexen, Tendenz zur Verkürzung und Schnelligkeit, Ausschalten der Ambiguität. Demokratische Partizipationsmöglichkeiten von Schülerinnen und Schülern weisen mitunter eine nur formale Ausrichtung auf. Zudem ist eine Zunahme des Angebots an schulischen, wenngleich außerunterrichtlichen Aktivitäten der Demokratie-Erziehung festzustellen, die eines belastbaren Fundamentes bedürfen.
Entwicklungsthema 4: Ausbilden mit dem Lehr-Lern-Modell
Das Lehr-Lern-Modell in der Ausbildung ist erprobt und hat sich bewährt. Im Sinne der Optimierung des Einsatzes und des Nutzens des Lehr-Lern-Modells gilt es zum einen, neuere didaktische Entwicklungen in den Blick zu nehmen und auf ihre Relevanz für das Ausbilden mit dem Lehr-Lern-Modell hin zu befragen. Zum anderen soll die damit verbundene Seminardidaktik des Studienseminars darüber hinaus explizit thematisiert werden, auch um den seminardidaktischen Imperativ (Lernen am Modell) als ein Element des Leitbildes zu konkretisieren. Des Weiteren wird die Förderung der Selbstständigkeit und der Selbststeuerung, des Könnensbewusstseins und der Könnenserfahrung von Referendarinnen und Referendaren zur Wirksamkeit der Ausbildung mit dem Lehr-Lern-Modell beitragen.