Sport und Gesellschaft
„Haben Sie ausgefallene Hobbys?“ „Ja, Sport zum Beispiel, der fällt oft aus.“ Dieser Spruch spiegelt in gewisser Weise ein Stück Realität wider. Sport hat viele Facetten. Nicht immer steht das Interesse an Sport in den Medien im Einklang mit der eigenen sportlichen Aktivität. Zwar boomt der Fitnessbereich und positive Auswirkungen von Sport und Ernährung auf die Gesundheit sind hinreichend bekannt, aber dennoch gibt es eine erkennbare Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Social Media Stars, Influencerinnen und Influencern und Körperkult („hungern, pumpen, posten“) stehen die Zunahme von Zivilisationskrankheiten durch Bewegungsmangel und Fehlernährung (z. B. Adipositas) entgegen. Die Tendenz „unsportliche Eltern – unsportliche Kinder“ ist nicht von der Hand zu weisen.
Die aktuelle Bedeutung des Sports für Kinder und Jugendliche
Gesellschaftliche Entwicklungen und die zunehmende Konkurrenz zum Sport hinterlassen Spuren: Kinder spielen zunehmend auf digitalen Endgeräten anstatt in freier Natur und auf Sportplätzen. Auch die zunehmende Urbanisierung sowie die Kommerzialisierung des Sports spielen eine Rolle. Obwohl durchaus noch Kinder im Verein organisiert sind, wird eine zunehmende Individualisierung und Spezialisierung verschiedener Sportarten erkennbar. Sportliche Angebote wie Jump-Sport-Hallen, Cage Soccer, Kletter- und Boulderhallen etc. sprießen wie Pilze aus dem Boden.
www.cartoonstock.com/cartoonview.asp (Zugriff 17.01.21, 11.53 Uhr)
Die Rolle der Schule und des Sportunterrichts
Was machen wir mit diesen Informationen und wie nutzen wir sie für unseren Unterricht? Versuchen wir aus der Krise eine Chance zu machen! Sehen wir es als Herausforderung, interessante Lernangebote durch ein breiteres Spektrum und Aufnahme von Freizeitaktivitäten zu unterbreiten. Nehmen wir die Lernenden mit ins Boot (Schülerorientierung). Warum nicht einmal „Ninja Warrior“ & Parcours integrieren als besondere Motivation? Dafür benötigen wir als Lehrkräfte entsprechende Kenntnisse, die wir in der Ausbildung aber auch im späteren Berufsleben ständig erweitern müssen.
Auch in der Schule geht die Schere zwischen sportlich aktiven und passiven Schülerinnen und Schülern immer weiter auseinander. In unseren Klassen unterrichten wir nebeneinander Kinder und Jugendliche, die im Verein aktiv sind ebenso wie solche mit motorischen Defiziten oder im Bereich der sozial-emotionalen Entwicklung, sportlich ambitionierte und bewegungstechnisch desinteressierte Kinder, die unter Bewegungsmangel leiden, Jugendliche mit Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie ebenso wie adipöse („Generation Fastfood“). Auch Kinder mit Migrationshintergrund, denen evtl. Vorkenntnisse aus der Primarstufe fehlen oder die Sprachdefizite haben, prägen unseren Unterricht. Hier sind wir als Lehrperson besonders gefordert und als Vorbild – auch als Bewegungsvorbild - gefragt.
Die Ausbildung im Fachseminar Sport
Wie können wir dieser Heterogenität gerecht werden? Wie können wir unsere Schülerinnen und Schüler motivieren und für lebenslanges Sporttreiben begeistern? Welcher Beitrag kann der Sportunterricht leisten? Wie kann man dies in zwei bis drei Doppelstunden Sport unter teilweise widrigen Bedingungen erreichen?
Diesen und weiteren Fragen sowie deren Lösung widmen wir uns im Fachseminar Sport. Der Schulsport sollte ein vielfältiges Bewegungsangebot liefern, das nicht nur Anstrengungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit sondern auch kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie methodische und soziale Kompetenzen fordert und fördert. Wie dies gelingen kann – insbesondere auch vor der besonderen Herausforderung von Sportunterricht in Pandemiezeiten - werden wir im Rahmen der Ausbildung thematisieren.
Wie sieht moderner, zeitgemäßer Sportunterricht aus, der aktuelle Entwicklungen berücksichtigt aber auch das Bewährte integriert? Inwieweit ist es uns im Sportunterricht möglich, die veränderte Lebenswelt unserer Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen? Aufgrund der großen Heterogenität ist Differenzierung unabdingbar, damit Sportunterricht nicht so aussieht:
www.sportunterricht.de/fairplay/cartoons.html (Zugriff: 17.01.21, 12.24 Uhr)
Im Rahmen der Ausbildung werden Sie einen Mix zwischen traditionellen und „neuen“ Sportarten kennen lernen. Wir wollen die Lernenden für Sport begeistern und uns auch von deren Interessen und Fähigkeiten inspirieren lassen. Frei nach Heraklit wollen wir Flammen entzünden, statt Fässer zu füllen. Warum nicht die topographischen Gegebenheiten nutzen und mit der Lerngruppe in der Eifel klettern, auf der Lahn Kanu fahren oder auf der Mosel rudern sowie Kooperationsmöglichkeiten mit Vereinen vor Ort nutzen? Guter Sportunterricht, bezieht die Lernenden in das Unterrichtsgeschehen ein, bietet ein vielfältiges Sportangebot, eine hohe Bewegungsintensität, eine ausgeglichene Balance zwischen gelenkten und offenen Unterrichtsformen, differenzierte Lernangebote, fördert soziale Kompetenzen („soft skills“ wie z. B. Kooperationsfähigkeit, Fairness oder Toleranz) und greift auch die neuen Medien sinnvoll auf (Nutzung von Apps, Tablets, Lernplattformen etc.).
Wir suchen nach geeigneten Wegen und wie so oft, liegt die Wahrheit in der Mitte:
(Bielefelder Sportpädagogen, 1998, S. 223)
Die Ausbildung zum Sportlehrer / zur Sportlehrerin beginnt mit der Hospitation von Sportunterricht und dessen Auswertung und wird fortgeführt über die Vermittlung von Grundlagen der Unterrichtsplanung im Fach Sport sowie ersten eigenen Unterrichtsversuchen. Geprägt wird die Ausbildung durch eine Anknüpfung an die Praktika während des Studiums und die Verzahnung von Inhalten der Fachseminare. Schwerpunkte sind Unterrichtsmitschauen sowie Unterrichtsbesuche, kriterienorientierte Auswertung des Unterrichts, eigene Reflexionen, Rückmeldungen und Auswertungen. Individuelle Stärken und Kompetenzen werden weiterentwickelt, um die Basis für das Berufsleben zu legen.
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