Fachseminar Geschichte
„Geschichtsunterricht planen heißt Lernwege und Lernsituationen entwerfen. Wer Geschichte lehren will, muss Lernumgebungen inszenieren, welche Schülerinnen und Schüler anleiten und es ihnen erlauben, sich Geschichte anzueignen.“
Peter Gautschi
Geschichte –
ein Fach „von gestern“
für kritische Menschen „von heute“!
Wer guten Geschichtsunterricht planen und durchführen will, der muss sich bewusst machen, dass sich das Fach Geschichte anders als die meisten anderen Fächer meist mit Dingen beschäftigt, die es entweder nicht mehr, nicht mehr in dieser Form oder nur in ihrem Nachwirken für unsere Gegenwart gibt. Dies stellt für den Unterricht mitunter ein Problem dar, das es kreativ und motivierend zu lösen gilt. Dennoch – oder gerade deswegen – üben historische Ereignisse und Epochen auf Kinder und Jugendliche oft eine große Faszination aus. Dies gilt es zu kreativ zu nutzen.
Wer guten Geschichtsunterricht planen und durchführen will, der die Schüler betrifft und ernst nimmt, der wird sich kaum mit purer Vermittlung von Jahreszahlen und Fakten zufrieden geben können. Geschichte ist kein reines „Lernfach“, wie gerne behauptet wird, sondern ein „Denkfach“, bei dem es darum geht, sich in die Lebenswelt der Menschen zu einer bestimmten Zeit hineinzuversetzen, um ihre Sorgen und Nöte und die Motive für ihr Handeln zu verstehen. Geschichtsunterricht zielt damit nicht nur auf eine Orientierung in historischen Zusammenhängen ab, sondern trainiert ganz grundsätzlich das Einnehmen verschiedener Perspektiven auf ein Thema (Mulitperspektivität) und fordert vom Schüler die Offenheit, neue, ihm fremde Denkweisen und Ansichten nachzuvollziehen und zu beurteilen (Urteilskompetenz).
Wer guten Geschichtsunterricht planen und durchführen will, tut gut daran, dies aus der Sicht seiner Schüler zu tun. Lernen ist ein aktiver Prozess, der Handlung und Eigentätigkeit voraussetzt (Handlungsorientierung). Die Themen müssen so aufbereitet sein, dass sie Fragen aufwerfen, die aktiv gelöst werden müssen, die zum Forschen und Nachfragen anregen (Problemorientierung). Und der Unterricht muss die Schüler betreffen, er muss eine Relevanz für sie haben, muss sie ansprechen, sie einbeziehen und für sie mitgestaltbar werden (Schülerorientierung).
Wer guten Geschichtsunterricht planen und durchführen will, sollte dazu neben einem breiten historischen Fachwissen über die Kompetenz verfügen, Quellen und Medien so auszuwählen und aufzubereiten, dass an ihnen historische Phänomene fassbar und erforschbar werden. Dazu müssen die Materialien arrangiert, auf einander bezogen und ggf. auch bearbeitet werden.
Wer guten Geschichtsunterricht planen und durchführen will, der muss über unterschiedliche Methoden und Lernwege Bescheid wissen, um den Lernprozess zu steuern und interessant zu machen. Wer mit endlosen Vorträgen Geschichte vermitteln will, produziert genau das, was viele am Geschichtsunterricht fürchten: Langeweile und endloses Auswendiglernen. Gute Lernarrangements fordern Schüler heraus, lassen Sie auf Spurensuche gehen, in Rollen schlüpfen, Quellen auswerten, eigene Ergebnisse präsentieren, kritische Sachverhalte diskutieren, kreative Texte produzieren – lassen sie eben wirklich aktiv werden. Das klingt gut, will aber wohl geplant und durchdacht sein.
Wer guten Geschichtsunterricht planen und durchführen will, der muss darauf achten, in der schier unbegrenzten Menge der möglichen Themen den Überblick nicht zu verlieren. Er muss sich klare und relevante Ziele für seinen Unterricht auswählen und an exemplarischen Themen den Umgang mit historischen Zusammenhängen ermöglichen.
Geschichtsunterricht in diesem Sinne ist damit keineswegs „von gestern“, sondern er fördert in hohem Maße auch das Verständnis für aktuelle gesellschaftliche Prozesse. Er erzieht zu kritischem Denken und zur aktiven Meinungsbildung und er schafft auch Klarheit über die eigene Identität.
Die Ausbildung im Fachseminar setzt sich das Ziel, den Realschullehreranwärtern die Kompetenzen zu vermitteln guten Geschichtsunterricht in dem dargestellten Sinn planen und durchführen zu können. Dies geschieht im Alltag des Lehramtsanwärters in enger Verzahnung von Theorie, vermittelt in den im zweiwöchigen Rhythmus stattfindenden Fachseminaren, und Praxis bei den regelmäßig durchgeführten Unterrichtsbesuchen an den Ausbildungsschulen. Zur Zeit betreuen Sie während Ihrer Ausbildung am Staatlichen Studienseminar für Realschulen plus in Koblenz:
Betreuende Fachleiter:
Kris Jahnke (IGS Koblenz)
Jörg Pfeiffer (Theodor-Heuss Realschule plus Wirges)
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