Konzept Demokratieerziehung
„Eine rechtsstaatlich verfasste Demokratie ist nicht selbstverständlich. Sie musste und muss
immer wieder erlernt, erkämpft, gelebt und verteidigt werden. Demokratie braucht überzeugte und
engagierte Demokratinnen und Demokraten.“ (KMK 2009, S. 2)
Demokratieerziehung ist im Staatlichen Studienseminar für das Lehramt an Förderschulen in
Kaiserslautern mit Teildienststelle Wallertheim – unter Berufung auf ein Verständnis von Demokratie als
Herrschafts-, Gesellschafts- und Lebensform bzw. als globales Projekt (vgl. Himmelmann 2016, S. 322ff.)
– in allen Bereichen der Ausbildung implizit und explizit als fächerübergreifendes Querschnittsthema
verankert und vielschichtig verwoben. Demnach finden sich Themen der Demokratieerziehung:
- in den Förderschwerpunkten (FSP),
- im berufspraktischen Seminar (BS),
- in förderschwerpunktübergreifenden Veranstaltungen („crosskategoriale Module“/cM),
- in den lehramtsspezifischen Besonderheiten (FDE)
- in zusätzlichen Sonderveranstaltungen (SV) und übergreifend
- in einer bewusst gestalteten demokratiefördernden Seminarkultur (SK).
Um ein vielfältiges und vielschichtiges Lernen zu ermöglichen, organisieren wir Demokratieerziehung u. a.
- fächerübergreifend (cM/FDE/SV/SK)
- an außerschulischen Lernorten (FSP/BS/FDE/SV)
- in erlebnispädagogischen Kontexten (FSP/FDE) und
- mit externen Kooperationspartnern als Experten (FSP/BS/SV).
(vgl. Himmelmann 2017, S. 13)
Die besonderen Herausforderungen von Demokratieerziehung im Handlungsfeld sonderpädagogischer
Förderung nehmen wir bewusst, gezielt und reflektiert wahr und bereiten die
daraus resultierenden Themen der Demokratieerziehung mit Blick auf diesen besonderen
Kontext für unsere Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter auf. Einen ausdrücklichen Fokus legen wir dabei auf
- Schülerinnen und Schüler mit erschwerten Lern- und insbesondere Lebensbedingungen,
- Schülerinnen und Schüler mit Sonderpädagogischem Förderbedarf,
- Teilhabe bzw. Partizipation an lebensweltlichen, gesellschaftlichen und politischen Prozessen
- Analyse von Lern- und Zugangsbarrieren mit dem Ziel Barrierefreiheit zu ermöglichen und
- Selbstverantwortung bzw. -bestimmung.
Dabei ist es uns wichtig, neben einer demokratischen Wissensvermittlung, für die
Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter i. S. der Vorbildfunktion einen demokratischen Erfahrungsraum anzubieten,
der es ihnen ermöglicht, einen Transfer in ihre schulische Lebenswirklichkeit zu leisten (vgl. KMK 2009,
S. 8). Hier fungieren die Fachleiterinnen und Fachleiter im Kontext eines adaptiven und assimilierenden Lernens als
Modell für die Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter, die wiederum ihre eigenen
Erfahrungen und Erkenntnisse in die Schule tragen. „Es geht um den Erwerb von lebensnahen
Kenntnissen über die Demokratie. Es geht um den Erwerb von praktischen Kompetenzen für
die Demokratie. Und es geht um das Lernen durch die Demokratie im Kontext gemeinsamer
Erfahrungen.“ (Himmelmann 2017, S. 8)
Digitalisierung sehen wir als Chance zur Partizipation, wobei uns wiederum mit Blick auf
Schülerinnen und Schüler aus bildungs- und politikfernen Elternhäusern die Förderung einer kritischen
Medienkompetenz ein besonderes Anliegen ist. (vgl. KMK 2009, S. 3)
„Die Menschenwürde ist die wichtigste Werteentscheidung des Grundgesetzes. Sie kommt
allen Menschen allein schon kraft ihres Menschseins zu und ist unantastbar.“ (KMK 2009, S.3)
Sonderpädagogische Fachsprachlichkeit ist eine Sprache, die die Würde des Menschen achtet und
ausdrücklich zum Thema macht. Deshalb legen wir in der Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit
den Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern Wert auf eine Wortwahl und ein Kommunikationsverhalten, das von
Ressourcenorientierung geprägt ist und defizitorientierten Äußerungen und damit sowohl impliziten als
auch expliziten Beschädigungen und Verletzungen anderer Personen vorbeugt. Dies erfordert eine
regelmäßige und kontinuierliche Reflexion
der eigenen Sprache.
Nicht zuletzt hat die Mitwirkung und Mitbestimmung der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern sowohl
inhaltlich als auch strukturell für uns im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten einen hohen Stellenwert.
Den regelmäßigen Austausch mit den von den Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern gewählten Vertretungen
(Konferenzvertreterinnen und Konferenzvertreter/ÖPR) nehmen wir aufgrund dessen sehr
ernst, ebenso sorgen wir im Rahmen der etablierten Seminarkultur in verschiedenen Formen
für regelmäßige Feedback-, Reflexions- und Evaluationsmöglichkeiten aller Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter.
Um den Förderschullehramtsanwärterinnen und Förderschullehramtsanwärtern die Notwendigkeit und den unterstützenden
Effekt der Vernetzung zu verdeutlichen und selbst weiterhin Informationen-, Ideen- und
Weiterentwicklungen zu erfahren und auszutauschen sind wir Teil des Netzwerks Menschenrechtsbildung
und Demokratieerziehung in der Lehrkräfteausbildung (NMDL)