Stolpersteine H20: Auch unter Hygieneregeln in Zeiten der Pandemie möglich und nötig
Die Geschichte der Demokratie live zu erleben, das war das Ziel der interaktiven Stadtführung der Lehramtsanwärtergruppe H20 zu Beginn des Studienseminars. Unter dem Titel „Stolpersteine – Das Erbe von Mainz“, bereitete sich jede Gruppe auf einen bestimmten Handlungsplatz der Mainzer Politgeschichte vor, der dann zur Station auf einer ungewöhnlichen Stadtrally wurde.
Dabei lag ein Fokus auf berühmten Persönlichkeiten wie Johannes Gutenberg, der durch die wegweisende Erfindung des Buchdrucks Wissen erstmals für die breite Bevölkerung zugänglich machte, der während des dritten Reichs verfolgten, jüdischen Schriftstellerin Anna Seghers oder dem Mitbegründer von Mainz 05, Eugen Salomon, an dessen Deportation und Ermordung während des NS Regimes ein goldener Stolperstein in der Boppstraße 64 erinnert. Aber auch geschichtsträchtige Orte waren Meilensteine des durch die Referendare organisierten Bildungsweges: Der Osteiner Hof wurde nach seiner Übergabe der Stadt Mainz an die NSDAP, anlässlich zu Hitlers Geburtstag 1933 als „Braunes Haus“ bezeichnet. Er bekam später jedoch eine wichtige kulturelle Rolle bei der jährlichen Verkündung der fünften Jahreszeit und gilt mittlerweile als Wahrzeichen der Mainzer Fastnacht. Ebenso der „Platz der Mainzer Republik“, der in Folge der französischen Revolution stellvertretend für die Forderung nach einer bürgerlich-demokratischen Staatsform innerhalb Deutschlands stand. Obwohl die Mainzer Republik nur wenige Monate bestand und blutig endete, ist sie doch ein Wahrzeichen für das Bestreben nach politischem Wandel und Moderne.
Der etwas andere Stadtrundgang der Referendarinnen und Referendare endete nach ca. 2,5 Stunden am Osteiner Hof. In diesen ca. vier Kilometern Stadtgeschichte aus unterschiedlichsten Epochen konnte der Kurs der H20 nicht nur spannende Einblicke in die historischen Hintergründe der Landeshauptstadt erhalten, sondern erlebte auch die verschiedenen Etappen und Entwicklungsstufens eines politischen Systems, hin zur liberalen Demokratie.
Dabei wird vor allem klar, wie viel Zeit und Aufopferung dieser Wandel gekostet hat und welcher Wert unserer Demokratie, wie sie heute existiert, wirklich beiwohnt.
(von Martin Schmidt und der H20)